Die im Hinterland von Malia liegende Lassithi – Hochebene ist ein kreisrund abgezirkeltes Plateau im Díkti-Gebirge. Auf einer Höhe von rund 800 Metern über dem Meeresspiegel wird seit mehreren tausend Jahren Landwirtschaft betrieben. Das typisch kretische Bauernland zählt zu den charakteristischsten und fruchtbarsten Landschaftsformen der Insel und beherbergt die sagenhafte Geburtshöhle des Zeus bei Psichró. Zahllose Obstplantagen und Felder prägen die 8 – 10 km lange und 5 – 6 km breite Landschaft. Hier werden vor allem Kartoffeln, Weizen, Äpfel, Birnen und verschiedene Gemüsesorten angebaut. Rundherum liegen 21 Dörfer, die durch eine Straße verbunden sind. Diese liegen überwiegend an den unteren Berghängen, um so kein wertvolles Ackerland zu verschwenden aber auch um die Dörfer vor Überflutung zu schützen.
Über den Winter sammelt sich auf den umliegenden Bergketten aus Mamorstein eine Menge Schnee an, welcher im Frühjahr anfängt zu schmelzen. Durch diese Schneeschmelze kommt es teilweise zu meterhohen Überschwemmungen, so dass die komplette Ebene unter Wasser steht und so ein riesiger See entsteht. Lediglich die Obstbäume und Gerüste der Windräder ragen noch hervor. Folglich sickert das Wasser dann allmählich in den Boden und sammelt sich in unterirdischen Hohlräumen im Kalkstein. Diese Hohlräume sind durch Spalten mit der Oberfläche verbunden, so dass das Wasser wieder zur Bewässerung genutzt wird. Knapp 10.000 Windräder mit weißen Segeln pumpten früher das Wasser für die Felder aus dem Boden. Heute wurden diese durch dieselbetriebene Motorpumpen ersetzt. Nur vereinzelt sind einige Windräder noch für Touristen im Betrieb.
Trotz genügend Wasser, Fruchtbarkeit und üppiger Vegetation haben die Bauern nur ein bescheidenes Einkommen. Dies liegt vor allem an der Parzellierung des Landes. Die Dorfhäuser sind aus groben Bruchsteinen errichtet, Neubauten und Autos gibt es eigentlich kaum. In der Regel besitzen die Bauern einige Tiere, wie z. B. Esel, Hühner oder Ziegen und ein bis zwei Felder. Anders wie an der Küste sind die Bewohner einfach und natürlich. Gelegentlich versuchen sie Webteppiche oder Stickereien an die vorbeikommenden Touristen zu verkaufen.
Bereits vor 5000 Jahren war die Lassithi – Ebene auf Grund ihrer großen Fruchtbarkeit besiedelt. Nach der Eroberung Kretas durch die Dorer war die Ebene ein ideales Rückzugsgebiet der minoischen Bevölkerung. Auch in der venezianischen Zeit zogen sich kretische Aufständische hier zurück, bis die Venezianer 1263 das Widerstandsnest stürmten und das Gebiet zur Sperrzone erklärten. Erst Ende des 15. Jh. wird das Schwemmland wieder für die Landwirtschaft genutzt, da den Venezianern die Getreidevorräte ausgingen. Folgend wurde das Land an die Kreter und Flüchtlinge aus Peloponnes zwangsverpachtet, um so die Erntezufuhr zu gewährleisten. Venezianische Landwirtschaftsexperten errichteten ein schachbrettartiges Kanalsystem, welches heute noch besteht.
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