Die Algarve ist heute nicht nur Ziel vieler Strandurlauber, sondern vor allem ein Aktivurlauber Ziel.
Seit einigen Jahren gibt es die Route Ecovia do Litoral (dt. ökologischer Küstenweg), ein Radwegnetz über 214 km, mit abwechslungsreicher Landschaft und teils direkten Strandzugängen. Der Ecovia do Litoral ist Teil des europäischen Radwegenetz Eurovelo und gehört zur Route Nr. 1, dem Atlantikküstenabschnitt, der Sagres im Südwesten mit dem skandinavischen Nordkap verbindet. Er beginnt im äußersten Osten und führt bis zur spanisch-portugiesischen Grenze im Westen, oder umgekehrt – je nachdem wie rum man ihn fährt.
Insgesamt gibt es fünf Teilabschnitte, die sowohl über Landwirtschaftswege, bereits existierende Radwege, teils extra angelegte Stegähnliche Holzplanken und kleinen Nebensträßchen, die parallel zur Nationalstraße 125 verlaufen, führen. Und sollte man eine Strecke mal abkürzen möchten, kann man in einen der parallel zur N125 fahrenden portugiesischen Regionalzüge umsteigen. Die Fahrradmitnahme ist kostenlos.
Start im Osten ist am legendären Cabo Sao Vicente. Gleich darauf radelt man durch den Parque Natural da Costa Vicenta, der einen bis ins Hinterland nach Vila do Bispo, Raposeira und Figueira begleitet. Die heilige Halbinsel, das Promontorium Sacrum, beherbergte angeblich einst in ihrer Festung die berühmte Seefahrerschule Heinrichs des Seefahrers. Eine Legende, von der man bis heute zehrt. Anschließend fährt man entlang der Küste bis nach Lagos.
Der Zweite Abschnitt führt von Lagos bis nach Albufeira entlang der Lagunenlandschaft Ria de Alvor. Diese ist vor allem bekannt für seine Vogelartenvielfalt. Erstmalig ist im Osten die Sandalgarve zu erkennen. Ein perfekt angelegter Weg über Holzplanken führt durch Wiesen und Dünen, die Laguna dos Salgados. Kleinstädte und Dörfer wie Portimao, Ferragudo und Lagoa sind in jedem Fall einen Stopp wert.
Von Albufeira führt die Route Ecovia do Litoral bis nach Faro – die Hauptstadt der Algarve. Stationen auf diesem Weg sind Vilamoura, die Küstenstraße von Quarteira und der Quinta do Lago. In Faro sollte man sich unbedingt die Kathedrale Igreja da Sé mit ihrem beeindruckenden Stilmix anschauen. Eine kleine Treppe führt auf das Dach der Kathedrale und eröffnet einem einen spektakulären Blick über die Altstadt, den nahegelegenen Flughafen und die großartige vorgelagerte Lagunenlandschaft, samt Atlantik.
Der vorletzte Teilabschnitt gehört schon zur sogenannten Sandalgarve und endet in dem wunderschönen Städtchen Tavira, welche von einer Festung arabischen Ursprunges überragt wird. Weitere Spuren findet man z. B. unter der siebenbögigen römischen Brücke, die über den Fluss Gilao führt oder in den mit Mosaik bepflasterten Gassen. Tavira war bis in die 1970er Jahre eine Thunfischhochburg, wovon jetzt allerdings nur noch die alten, im Wasser stehenden Villen der ehemaligen Thunfischbaronen übrig geblieben sind. Ein Thunfischmuseum informiert über den einstmals überlebenswichtigen Wirtschaftszweig.
Den Großteil der Strecke radelt man durch die Lagunenlandschaft Ria Formosa, ein spektakulärer Naturpark mit besonderer Flora und Fauna, die auf angebrachten Schautafeln erklärt wird. Das Gebiet entstand im Jahr 1755 bei einem üblen Erdbeben, wo das Epizentrum knapp 200 km südwestlich des Kaps von Sao Vicente im Atlantik lag. Ein Tsunami zerstörte sämtliche Küstenstädte und Dörfer und forderte geschätzte 100.000 Todesopfer.
1986 wurden weite Teile der Ria Formosa als Naturschutzgebiet deklariert. Nun leben Flamingos, Komorane, Sultanshühner, Venusmuscheln, Tintenfische und Störche in friedlicher Koexistenz miteinander. Mit ein bisschen Glück sieht man sogar den sogenannten Cao de Agua, den portugiesischen Wasserhund. Es ist eine uralte, vermutlich von den Römern auf der iberischen Halbinsel eingeführten Hunderasse, die fast in Vergessenheit geraten ist – bis der ehemalige amerikanische Präsident Barack Obama einen solchen Hund im Weißen Haus in Washington hielt. Seitdem genießt die Rasse wachsende Bekanntheit und Aufmerksamkeit über den Globus verteilt. Besichtigen sollte man u. a. unbedingt Olhao, die ehemalige Sadinenkonservenstadt, Fuzeta und Santa Luzia.
Von Tavira aus führt der letzte Abschnitt bis Vila Real de Santo Antonio. Eine Stadt an der Mündung des Grenzflusses Guadiana, die im Jahr 1774 im Auftrag des Marqués do Pombal in nur zwei Jahren geplant und gebaut wurde. Sie weist das typische Merkmal für die Zeit der Aufklärung auf – nämlich die schachbrettmusterartige Errichtung der Stadt.
An der Radstrecke liegen nochmals kleine sehenswerte Örtchen wie z. B. Cacela Velha, Altura und Monte Gordo.
In Cacela Velha sollte man sich unbedingt das Kastell, sowie die nach dem Erdbeben von 1755 neu aufgebaute kleine Kirche mit ihrem klassischen Renaissance-Portal anschauen. Von der Anhöhe genießt man eine traumhafte Aussicht auf die Lagunenlandschaft der Ria Formosa.
Endpunkt der Reise ist das alte Zollamt, welches gleichzeitig Startpunkt für die Route Grande Rota do Guadina.
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